Es ist kurz vor zehn Uhr. An einem gewöhnlichen Sonntag Ende Januar 2023 herrscht in den Räumen an der Wasserburger Straße gähnende Leere. Das ist an diesem Vormittag ganz anders...
Die letzten Vorbereitungen für den Tag der offenen Tür laufen auf Hochtouren: Hier bauen ein paar Studierende eine Kuchentheke mit selbstgemachten Torten auf, die aussehen wie von Konditorhand; dort schnippeln Mitstudierende Zutaten für sogenannte Langos – sprich Teigfladen mit Knoblauch, Speck und Zwiebeln, die später verkauft werden sollen und in einem anderen Teil der modernen Lehrküche werden gerade Spritzbeutel und Co. bereitgelegt - für eine der zahlreichen Vorführungen, die ebenfalls auf dem Programm stehen.
Der Tag der offenen Tür in der Landwirtschaftsschule Ebersberg unter dem Motto `HauswirtSCHAFFT Zukunft´ zielt nicht nur darauf ab, die Räume der Schule öffentlich zugänglich zu machen. Im Fokus steht auch, was die 22 Studierenden in eineinhalb Jahren Schulzeit gelernt haben. "Und das ist wesentlich mehr als Nähen und Kochen", betont Katharina Binsteiner. Sie ist Schulleiterin der Landwirtschaftsschulen in Ebersberg und Erding. Ihren Worten nach ist Hauswirtschaft vielfältig. Die Studierenden lernen in der Ausbildung zum Beispiel wichtige Grundlagen für eine gesunde zeitgemäße Ernährung, es stehen aber auch landwirtschaftliche Themen und vieles mehr auf dem Stundenplan, so Binsteiner weiter:
Gegen elf Uhr geht es durchs Schulhaus: treppauf und treppab, vom Untergeschoss bis in die Dachetage. Zusammen mit Brigitte Mogensen. Sie ist stellvertretende Schulleiterin. Bei Mogensens Führung bekommen die geladenen Gäste – darunter der stellvertretende Landrat Georg Reitsberger, der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz, der Landtagsabgeordnete Thomas Huber sowie die Kreisbäuerin Barbara Kronester – viel geboten. Vorbei geht es zum Beispiel an Stellwänden mit Steckbriefen der Studierenden. Zudem gibt es eine Klassenfoto-Ausstellung von 1950 bis heute.
Im Lehrsaal der Schule wird an einem `Ernährungswürfel´ der Frage nachgegangen, was zeitgemäße Ernährung ist. Das lässt sich später mit eigenen Sinnen unter anderem in der modernen Lehrküche erleben! Hier werden nicht nur herrlich duftende deftige Langos mit Knoblauch, Speck und Zwiebeln angeboten; ein paar der Studierenden bereiten hier Pralinen zu. „Ein bisschen Übung braucht´s dafür schon“, gesteht Franziska Spötzl, die gerade geschickt mit einem Spritzbeutel die Füllung in eine Pralinenhälfte gibt. „Wir lernen aber an der Schule den richtigen Umgang mit dem geeigneten Küchenwerkzeug und das erleichtert vieles!“
Franziska Spötzl trägt zur Feier des Tages eine selbst genähte Tracht. Das tun auch ihre 21 Studienkolleginnen. Alle haben die gleiche Dirndlschürze umgebunden, nur eines von zig Vorzeigeprodukten aus eineinhalb Jahren Hauswirtschaftsschule am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding. Dazu zählt auch ein `immerwährender hauswirtschaftlicher Jahresbegleiter´. Das Buch mit dem Titel „Mit den Hauswirtschaftsmädels durchs Jahr“ ist im Unterrichtsfach „Projektmanagement und Kommunikation“ entstanden. Vorgestellt werden am Tag der offenen Tür beispielsweise auch Angebote des Amtes wie „Erlebnis Bauernhof“ oder „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“. Dahinter verbergen sich Bildungsprogramme für Schülerinnen und Schüler. Mit diesen Angeboten soll Kindern und Jugendlichen das Thema Landwirtschaft, aber auch viele andere wichtige Lebensbereiche rund um Ernährung nahegebracht werden.
Landwirtschaftsschulen eine Bereicherung für die Region
Gegen 16 Uhr schließt die Landwirtschaftsschule Ebersberg, Abteilung Hauswirtschaft ihre Pforten. Wie hat der Tag der offenen Tür an der Wasserburger Straße den Gästen gefallen? Andreas Lenz, Mitglied des Bundestages, formuliert es so: „Der Tag hat gezeigt, dass Hauswirtschaft nicht nur eine Ausbildung ist, sondern viele Ausbildungen zusammenfasst.“ Außerdem seien die Schulen in Ebersberg und Erding für die Region bereichernd. „Hier wird wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft geleistet.“ Augenzwinkernd fügt Lenz hinzu, dass er gern zur Schule komme und zwar nicht zuletzt, weil die Studierenden immer Schmankerl zaubern.
„Wenn man sich hier umschaut, läuft einem auch heute das Wasser im Mund zusammen“, greift Landtagsabgeordneter Thomas Huber den kulinarischen Faden auf. Seinen besonderen Dank richtet er an die Lehrkräfte und den Sachaufwandsträger, da die Schule vielfältige Bildung vor Ort und in der Region ermögliche. Außerdem, so Huber weiter, „ist Hauswirtschaft auch für den modernen Mann bedeutsam. Es macht Spaß, sich im Haushalt fachgerecht zu beteiligen und selbstständig zu sein!“
Man lernt nie aus!
Und für die Studierenden steht fest: Es ist zwar anstrengend, neben Beruf und Familie in die Teilzeitschule in Ebersberg zu gehen. „Aber ich bereue keine Sekunde – man lernt nie aus“, so können es die Gäste beispielsweise auf dem Steckbrief von Theresa Hagenrainer lesen. Die Hauswirtschaftsschule bringe nicht nur Wissenszuwachs, sondern es wüchsen – wie die schönen Blumen im Garten der Hauswirtschaftsschule an der Wasserburger Straße - auch die Persönlichkeit und der Freundeskreis, "Und zwar fürs gesamte Leben."