Neuer Holz-Außenklimastall mit Strohhaltung
Mehr Tierwohl für Mastschweine auf dem Betrieb Aigner

Eier, Milch oder Fleisch gehören für viele Verbraucher weiterhin zur Ernährung dazu. Damit einher geht die Diskussion darüber, wie die Tiere gehalten werden, die uns Nahrungsmittel liefern. Die Forderungen aus breiten Teilen der Gesellschaft lautet: Mehr Tierwohl.

Das ist auch im Interesse der Landwirte, um langfristig gesunde leistungsfähige Tiere zu halten. Aber damit Kuh, Schwein, Huhn und Co. sich wohlfühlen, muss alles stimmen: vom Auslauf übers Futter, Luft und Licht bis hin zum Platzangebot. Das alles bedeutet großen Planungsaufwand und gewaltige Investitionssummen. Ludwig Aigner aus Erding-Altham hat trotzdem für seine Mastschweine eine moderne Außenklima-Wohlfühloase mit Stroh-Einstreu gebaut.

Zuerst wollen sie nicht aus dem Transporter aussteigen, die 30 Ferkel, die Landwirt Ludwig Aigner an diesem kühlen Vormittag Ende September auf seinen Betrieb in Altham vorfährt. Nach etlichem Hin und Her laufen die Tiere dann doch vorsichtig im Pulk über eine kleine Metallrampe hinaus ins Unbekannte. Dazu gehört auch der so genannte Treibgang im neuen Außenklimastall auf dem Betrieb Aigner in Erding-Altham. Der scheint den etwa zwei Monate alten Schweinen nicht geheuer zu sein. Immer wieder macht die Gruppe halt. Dann schiebt Landwirtschaftsmeister Ludwig Aigner seine neuen Schützlinge ein bisschen an. Und so geht es bis zum Ende des langen Ganges.
Wohlfühlstall mit Strohbett

Am Gangende befindet sich das neue Zuhause der Ferkel: eine von zwölf Buchten, jeweils konzipiert für 30 Tiere. Und hier ändert sich das Verhalten der Schweine von einer auf die andere Sekunde! In den meisten Mastställen findet man pflegeleichteren arbeitssparenden Vollspaltenboden. Im Stall bei Ludwig Aigner bedeckt eine dicke Strohauflage den Beton. Und vermutlich wirkt dieses Stroh geradezu magisch: Einige Ferkel schmeißen sich sofort hinein, wälzen sich oder schließen gleich die Augen; andere rennen, mit dem Rüssel Stroh hoch aufwirbelnd, durch die Box und dann gibt es etliche, die sich wohlig schmatzend über Strohhalme hermachen. Und das, obwohl es in der Bucht sechs Futterplätze mit Trockenfutter – einer Mischung aus Getreide, Soja und Mineralstoffen – gibt.

Stall mit viel Holz und Weitblick

Alles in allem sollen in zwei Monaten rund 330 Mastschweine in elf der insgesamt zwölf Boxen stehen. Die Zwölfte – der Fachmann nennt sie Ausweichbucht - ist zum Beispiel für kranke Tiere gedacht oder fürs Einstellen der Mastschweine, die am nächsten Tag zum Metzger sollen. Alles in allem hat Ludwig Aigner einen Stall besonderer Art errichtet, damit seine Tiere sich in den drei bis vier Mastmonaten wohlfühlen: Das Konstruktionsholz für den Dachstuhl der 630 Quadratmeter großen hellen Halle stammt aus seinem Wald; Aigner hat es ausschließlich von heimischen Sägewerklern und anderen Handwerkern aus der Region verarbeiten lassen. Ein weiterer Clou: Die Wasserleitung verläuft unter der Bodenplatte des Misthaufens. Anders ausgedrückt: die Abwärme des Dungs wärmt das Tränkewasser vor. Vor allem im Winter ist das wichtig, denn im Stallneubau schützen nur so genannte `Curtains´- sprich Plastikrollos – die Tiere drinnen vor Wind und Wetter. Es kann also innen durchaus kalt werden, und gefrorenes Wasser wäre nicht nur für die Gesundheit der Tiere bedenklich.

Boxen-Deckel aus Styropor

Damit es im Winter für die Mastschweine mehr oder weniger kuschelig warm bleibt, lässt sich der hintere Teil jeder Box in eine Art Schuhkarton umwandeln: Landwirtschaftsmeister Aigner kann alle zwölf Abteile hydraulisch mit einer 15 Zentimeter dicken Styroporplatte abdecken. Darunter entsteht ein angenehmes Mikroklima – vergleichbar mit dem in einem Kälber-Iglu. Damit die 30 Schweine sich aber trotzdem in ihrer Bucht frei bewegen können, hängen an der gesamten Front der Abdeckung lange durchsichtige Lamellen aus Plastik bis zum Stallboden. Das erinnert ein bisschen an den Bänder-Vorhang im Schwimmbad, der das Innen- vom Außenbecken abtrennt. Dahinter bleibt es innen garantiert warm!

Mehr Platz verursacht höhere Investitionskosten

In konventionellen Betrieben lebt ein Mastschwein auf 0,75 Quadratmetern. Bei Ludwig Aigner hat ein Tier im neuen Stall 1,2 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Aber das Mehr an Platz wie auch frische Luft, natürliches Licht usw. kosten! Zwar ist die Baumaßnahme im Rahmen einer so genannten einzelbetrieblichen Investitionsförderung (EIF) vom Freistaat gefördert worden. Aber grob geschätzt hat Landwirt Aigner dennoch insgesamt eine halbe Million Euro in seinen Stall investiert. Insofern hofft der 36jährige, dass trotz Energiekriese und Inflation die Erlöse stimmen, wenn die ersten „reifen“ Schweine in zirka 120 Tagen seinen Betrieb wieder verlassen und bei zwei Metzgereien in der Region Erding verarbeitet werden. Aigners glückliche „Strohschweine“ können Weihnachten als Festtagsbraten auf dem einen oder anderen Tellern im Landkreis landen. Und falls alle Stricke reißen, ist der Stall übrigens so konzipiert, dass andere Nutzungen möglich sind. Eine davon ließe sich schon jetzt jederzeit realisieren: eine PV-Anlage auf dem Dach. Mit anderen Worten: der neue Stall von Ludwig Aigner ist eine Wohlfühl-Oase mit verschiedenen Zukunftsperspektiven, sprich ein Allrounder. Und damit sticht der Stall unter den 34 Mastschweinebetrieben im Landkreis Erding hervor. Im restlichen Dienstgebiet (Lkr. Ebersberg, Freising, München und Stadt München) gibt es weitere 73.