Auftaktveranstaltung in Moosburg
Entwicklungskonzept für den Naturwald `Auwälder an der mittleren Isar´

Mitglieder des Bayerischen Landtags, aber auch Vertreter verschiedener Fachbehörden sowie der im Naturwald liegenden Landkreise und Kommunen, dazu Vorstände örtlicher Verbände und Vereine, Wissenschaftler und und und: mehr als 100 Teilnehmer sind Ende Januar in der Stadthalle Moosburg zusammengekommen. Und zwar, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen in Sachen Entwicklungskonzept für den Naturwald an der Isar.

Eingeladen dazu haben die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding und Abensberg-Landshut zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) – Betrieb Freising. Im Rahmen der Veranstaltung haben die Gäste sich über den Naturwald `Auwälder an der mittleren Isar´ informiert und mit den Veranstaltern ausgetauscht. Neben Vorträge zum Thema Naturwald, waren unter anderem auch Anregungen, Bedenken, Erwartungen und Wünsche der Teilnehmer in Sachen Naturwald-Entwicklungskonzept gefragt. Dazu Reinhard Menzel, Behördenleiter des Amtes Ebersberg-Erding: „Beim Erarbeiten und Umsetzen des erforderlichen Naturwald-Entwicklungskonzeptes wollen wir alle Betroffene bestmöglich einbinden, damit der Naturwald `Auwälder an der mittleren Isar´ unser Gemeinschaftsprojekt wird!“

Naturwald: keine forstwirtschaftliche Nutzung

Guckloch im Auwald

Guckloch in den Naturwald

Der Naturwald `Auwälder an der mittleren Isar´ ist Bayerns größtes Auwald-Schutzgebiet (rund 2.312 ha). Er verbindet auf gut 50 Kilometer links und rechts der Isar zwischen Garching bei München über Freising und Moosburg bis nach Landshut artenreiche Lebensräume von europäischem Rang: das Naturwald-Areal ist sowohl ins Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Isarauen zwischen Unterföhring und Landshut“ als auch ins Vogelschutzgebiet „Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen“ eingebettet. Wie in allen bayerischen Naturwäldern darf auch hier an der mittleren Isar Natur fortan Natur sein. Denn: es findet keine forstwirtschaftliche Nutzung mehr statt, es erfolgt keine Holzentnahme. „Maßnahmen zur Verkehrssicherung finden aber statt, weil wir Bürgerinnen und Bürger einladen, den Naturwald als Erholungsort zu erleben“, erklärt Florian Zormaier. Neben Verkehrssicherheit werde auch der Schutz angrenzender Wälder vor Schädlingen wie dem Borkenkäfer weiterhin großgeschrieben, so der Bereichsleiter Forst am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding weiter. „Jagd und Fischerei bleiben im Naturwald gestattet.“ Ansonsten dürfe der Mensch im Naturwald an der Isar jedoch vor allem eins: zuschauen, was passiert und die sich frei entwickelnde wilde Waldnatur genießen.

Naturwald: geprägt von der Isar

Totholz an der Isar

Totholz an der Isar

Maßgeblich gestaltet wird der Auwald durch die Isar. Sie entspringt bei Scharnitz in Tirol im Karwendel-Gebirge und ist einer der wenigen Alpenflüsse mit etlichen ausgedehnten, naturnahen Abschnitten. Auch weit von ihrer Quelle entfernt erkennt man die Isar noch als voralpinen Wildfluss. „Denn“, so der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes München Christian Leeb im Rahmen seines Vortrags, „stark schwankende Abflüsse und viel Geschiebe sorgen für große Wechselwirkungen mit den flussbegleitenden Naturwald-Auwäldern. Die Isar und der artenreiche Auwald links und rechts des Gewässers sind aufs engste verzahnt.“

Naturwald: Schutz für vielfältige Flora und Fauna

Frauenschuh

Frauenschuh

Der Naturwald an der mittleren Isar ist Teil eines bayernweiten Naturwald-Netzwerks. Seit dem Jahr 2020 sind insgesamt 83.000 Hektar besonders wertvolle Staatswaldflächen unter Schutz gestellt worden: zum Beispiel alpine Bergmisch-, Sumpf- oder Moorwälder, aber auch flussbegleitende Auwälder wie die entlang der mittleren Isar. Neben Esche, Stieleiche, Erle und Feldahorn wachsen hier auch seltene Baumarten wie Schwarzpappel, Silberweide und Flatterulme. In den abwechslungsreichen Waldbeständen links und rechts der Isar finden sich zudem Frauenschuh, Türkenbund- und gelbe Wasserschwertlilie. Biber, Gelbbauchunke, Kammmolch oder die winzige Schmale Windelschnecke besiedeln den Naturwald an der Isar ebenso wie Grau-, Mittel- und Kleinspecht, Halsbandschnäpper, Pirol oder Wespenbussard. Sogar der Flussregenpfeifer – ein in Bayern als Rote-Liste-Art eingestufter kleiner Zugvogel – bewohnt die eine oder andere Isar-Kiesbank. Mit anderen Worten: der Naturwald `Auwälder an der mittleren Isar´ ist ein Hotspot der Artenvielfalt.

Naturwald: Erholungs- und Erlebnisort für die Bevölkerung

Mehrere Person fahren Fahrrad

Erholung pur

Schutz für Tiere und Pflanzen, für die Bürgerinnen und Bürger der Region ein Erlebnis vor der eigenen Haustüre - das bietet der Naturwald an der mittleren Isar. Die Bevölkerung soll das Gebiet auf vorhandenen Rad– und Wanderwegen – möglichst im Einklang mit der Natur - genießen. Nicht zuletzt aus diesem Grund arbeiten im Naturwald „Auwälder der mittleren Isar“ Försterinnen und Förster der Bayerischen Staatsforsten und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding Hand in Hand. Sie sorgen zum Beispiel für sichere Wege und entwickeln gemeinsam mit verschiedenen Akteuren vor Ort ein Walderlebnis-Konzept.

Naturwald: Wald im neuen Gewand

Alfred Fuchs, Leiter des Forstbetriebs Freising der Bayerischen Staatsforsten, ist sicher „dass manche Besucherin oder Besucher sich erst mühsam an den neuen Zustand des Waldes gewöhnen müssen wird.“ Zum Waldbild der Zukunft gehöre neben umgestürzten Bäumen auch undurchdringliches Dickicht. „Vom jetzigen Standpunkt ein ungewöhnlicher Zustand, vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass der Isar-Auwald seit mehr als einem Jahrtausend forstwirtschaftlich genutzt worden ist“, so Fuchs weiter. Zum besseren Verständnis ein kurzer Rückblick: Zunächst gewannen die Freisinger Fürstbischöfe und bayerischen Herzöge hier Holz, Fische und Wild. Hinzu kam, dass die vom Hochwasser freigeräumten Uferbereiche über Jahrhunderte Weide für Rinder und Pferde waren. Erst vor knapp 50 Jahren sind die sogenannten Waldweiderechte abgelöst worden. Und nicht zu vergessen: der Auwald diente dem Menschen seit je her als Lieferant für Brenn- und Bauholz, für Rebpfähle und Faschinen – sprich hölzerne Böschungsbefestigungen – und vielem mehr. „Hinzukommen rund 8.000 Kubikmeter Holz, die wir hier jährlich genutzt haben“, erklärt Alfred Fuchs weiter. Die verblieben jedoch fortan im Wald.

Naturwald-Entwicklungskonzept

Auwald im neuen GewandZoombild vorhanden

Wilde Isarauen-Landschaft

Ohne den waldbaulichen Einfluss des Menschen wird die Zeit zeigen, wie der Naturwald an der Isar mit dem sich ändernden Klima zurechtkommt. Fachleute hoffen daraus wichtige Erkenntnisse für die Waldwirtschaft der Zukunft zu ziehen. Und die Teilnehmer der ersten Zusammenkunft für das Naturwald-Entwicklungskonzept, in dem Biodiversität und Naturerleben im Vordergrund stehen sollen, haben am Ende der dreistündigen Veranstaltung in der Stadthalle Moosburg viele Wünsche, Anregungen, Sorgen und Hoffnungen auf bunte Karteikarten geschrieben – angefangen beim Umgang mit invasiven Arten und Bibermanagement über Damm- und Deichpflege bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit, Naturwald-Ranger-Stellen und Besucherlenkung. „Der jetzt begonnene gemeinsame Denkprozess in Sachen Naturwald-Entwicklungskonzept wird in den kommenden Monaten unter unserer Federführung mit allen Beteiligten von heute weitergeführt“, erklärt Reinhard Menzel, Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding. „Im Sommer 2024 soll ein Naturwald-Entwicklungskonzept stehen, mit dem sich alle Beteiligten identifizieren und hervorragend leben können.“
Mehrere Personen hören einen Vortrag
„Der jetzt begonnene gemeinsame Denkprozess in Sachen Naturwald-Entwicklungskonzept wird in den kommenden Monaten unter unserer Federführung mit allen Beteiligten von heute weitergeführt“, erklärt Reinhard Menzel, Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding. „Im Sommer 2024 soll ein Naturwald-Entwicklungskonzept stehen, mit dem sich alle Beteiligten identifizieren und hervorragend leben können.“
eine große Leinwand
Naturwald `Auwälder an der mittleren Isar´, das bedeutet: auf etwa 50 Kilometer zwischen Garching bei München bis nach Landshut, großer Artenreichtum und wilde Waldnatur. Bürgerin oder Bürger sind eingeladen, den Wald hier in all seinen Facetten zu genießen.

Imagefilm über den Naturwald `Auwälder an der mittleren Isar´ Externer Link