Waldjuwel als Schulungsort
"Waldschule" BiWa 2022 endet auf dem MUNA Gelände
von Christiane Köhler, AELF Ebersberg-Erding

Hohenbrunn - Betreten verboten! So steht es in schwarzen Lettern auf einem großen weißgrundigen Schild am Haupttor des MUNA-Geländes in Hohenbrunn. "MUNA", das ist die gängige Abkürzung für ein 180 Hektar großes Waldstück auf Hohenbrunner und Höhenkirchen-Siegertsbrunner Grund wenige Kilometer südöstlich der Landeshauptstadt München. Trotz des generellen Betretungsverbotes hat Karl Einwanger hierhin eingeladen.

Das ist möglich, weil Einwanger Revierleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding und für den kommunalen Wald vor Ort zuständig ist. Davon profitieren nun rund 20 Waldbesitzerinnen und -besitzer. 12 Wochen lang haben sie im Rahmen des Bildungsprogrammes Wald (BiWa) 2022 Wald-Wissen aufgefrischt oder neu erworben. Ihr letztes Kursmodul dreht sich rund ums Thema "Baumarten-ABC für den klimastabilen Mischwald der Zukunft". Und da ist das MUNA-Gelände ein Schulungsort aller erster Güte, nachdem sich hier ein regelrechtes Waldjuwel entwickelt hat!

Dichter Baumbestand als Tarnung

Die Historie der Anlage ist zwar nicht durchweg brillant. Denn von 1938 an hat die Wehrmacht hier eine Heeresmunitionsanstalt betrieben. In der Munitionsfabrik und den Depots mussten Zwangsarbeiter Frondienste leisten. Für all das diente der dichte Baumbestand als Tarnung. Nach 1945 nutzte die US-Army das bewaldete Gebiet, 1958 zog die neu aufgestellte Bundeswehr ein. Dann kam der Mauerfall. Damit galt der Ost-West-Konflikt als beigelegt, die Bundeswehr sollte sparen. Und so wechselte das Gelände 2007 den Eigentümer. Den Zuschlag haben die Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn bekommen.

Der Waldbestand konnte sich ohne waldwirtschaftliche Nutzung entwickeln

Buchenverjüngung unter FichteZoombild vorhanden

Buchenverjüngung unter Fichte
(© Gero Brehm)

Ein Teil des Geländes an der Friedrich-Bergius-Straße in Hohenbrunn wird heute als Gewerbegebiet genutzt, der größere Teil jedoch ist bis jetzt Sperrgebiet – obwohl von den Militäranlagen, abgesehen von 180 Bunkern, nicht mehr viel übrig ist. Denn die Natur erobert sich ihren Platz hier Stück für Stück zurück: die Bunkeranlagen sind überwuchert und umwachsen von Bäumen, Büschen und anderen Pflanzen. Das Gras ist hoch, in den alten Gleisbetten haben sich Trockenbiotope gebildet und der Waldbestand konnte sich ohne waldwirtschaftliche Nutzung entwickeln. In gewisser Weise fühlt sich hier alles wie im "Dornröschenschlaf" an. Nur sind es eben nicht Dornen bewehrte Rosen, die Blicke verhindern und Zugänge überwuchern, sondern es ist ein dschungelartiger Bestand an Bäumen, der seines Gleichen sucht. "Wir finden hier locker mehr als 20 Baumarten", erläutert Revierleiter Karl Einwanger, "und das ist besonders!" Zum besseren Verständnis: im herkömmlichen Wirtschaftswald sind in der Regel nur bis zu drei Baumarten vertreten – spricht Fichte, Buche und Kiefer. Auf dem MUNA-Gelände wachsen neben verschiedenen Wildobstbäume unter anderem Linden, Berg- und Spitzhorn, Birken, Erlen, Ebereschen, Hainbuchen, Kastanien, Roteichen, und Co. - in allen Altersklassen. Und zwar auf weiter Fläche naturverjüngt – sprich ohne menschliche Nachhilfe. Dazu finden sich in Altholzbeständen, in denen die Fichte sich aufgrund der Klimaerwärmung verabschiedet, Stieleichen, Lärchen, Kiefern und einzeln eingemischte Laubbäume. In ihrem Schutz gedeiht eine gemischten Naturverjüngung prächtig.

Die Vielfalt der Baumarten begeistert

Die außerordentlich große Vielfalt der Baumarten begeistert die BiWa2022-Teilnehmer bei ihrer Abschlussveranstaltung genauso, wie die abwechslungsreiche Waldstruktur mit Licht- und Schattenflächen, mit Feuchtbiotopen und Trockenflächen. Genauso sticht die Tatsache ins Auge, dass der Verbiss durch Rehwild hier nicht sonderlich viel Schaden anrichten kann. Dazu ist die Fläche mit Naturverjüngung hier viel zu groß. "Aber natürlich hängt das auch mit einem erhöhten Abschuss zusammen", erklärt Revierleiter Einwanger. Vergessen sollte dabei auch nicht werden: der MUNA-Wald Hohenbrunn ist ein seit 80 Jahren vollständig eingezäunter Mischwald. Der Wildbestand ist also auch mangels "Zuzugsmöglichkeiten" ziemlich gut zu regulieren. Alles in allem hat sich der MUNA-Wald zukunftsfähig entwickelt und das sollte – davon ist Revierleiter Karl Einwanger überzeugt – auf breiter Fläche unbedingt Schule machen.
Altbestand und Naturverjüngung

Altbestand und Naturverjüngung MUNA Wald

Revierleiter Karl Einwanger an einer Rückegasse

Revierleiter Karl Einwanger an einer Rückegasse

Zuwachsende Rückegasse im MUNA Wald

Zuwachsende Rückegasse im MUNA Wald

Gemischter Bestand im MUNA Wald

Gemischter Bestand im MUNA Wald