Vor allem die Nadelbaumart Fichte bestimmt die Ausgangsbestände, die hier vorgestellt werden. Diese wurden durch unterschiedliche Maßnahmen und Gründen in Mischbestände überführt.
Dabei kamen vor allem standortheimische Baumarten, wie zum Beispiel die Buche oder die Weißtanne zum Einsatz. Aber auch andere Baumarten wie Douglasie, Flatterulme, Stieleiche und Winterlinde sind in diesen Beständen zu finden.
Beschreibung der Ausgangssituation
Ausgangssituation bei allen fünf Beständen
Der Vorzeigebestand befindet sich im Waldumbaugebiet „Eschlbacher Wald“ der Heiliggeist-Spitalstiftung Erding. Bis weit in die 1990er Jahre war der Wald hier geprägt von ausgedehnten alten Fichtenreinbeständen mit sehr wenigen Mischbaumarten. Chronischer Befall durch die Kleine Fichtenblattwespe, verheerende Windwürfe sowie Borkenkäferkalamitäten, schädigten diese Bestände stark.
Gründe für den Waldumbau
Die negativen Erfahrungen mit den Fichtenreinbeständen waren der Anlass den Waldaufbau zukunftweisend in Form von Misch- und Laubbeständen zu gestalten. Diese sollen nicht nur besser den „klassischen Waldgefahren“ wie Sturmwurf und Schadinsekten trotzen, sondern auch an den Klimawandel angepasst sein. Die Rolle der Fichte an der neuen Bewaldung musste deshalb aufgrund ihrer Gefährdungen stark zurückgehen.
In die stark geschädigten bzw. aufgrund der Bodenverhältnisse instabilen Fichtenbestände wurden daher standörtlich gut geeignete Laubhölzer gepflanzt, um den Wald wieder in Bestockung zu bringen. Die wenigen noch intakten und stabileren Fichtenbestände werden hingegen durch langfristigere Verjüngungsverfahren in Mischbestände verjüngt. Vor allem hat sich hier der Voranbau von Schattbaumarten – also die frühzeitige Pflanzung von Rotbuchen und Weißtannen unter die alten Fichten – und die Pflege und Übernahme sich von Natur aus ansamenden von Mischbaumarten (Naturverjüngung aus Fichte, Tanne und Douglasie) bewährt.
Bestand 1 - Vorbau von Schattbaumarten und Naturverjüngung
Maßnahme
In dem damals (2005) durchschnittlich 80-jährige Fichtenbestand mit einzelnen Tannen und Douglasien wurde zunächst die sogenannte Feinerschließung zur bestandesschonenden Holzbringung mit dauerhaften Rückgassen ergänzt und verbessert. Der Abstand dieser Gassen beträgt hier durchschnittlich ca. 40 m. Mit dieser Anlage (ca. 3,5 m-4 m breit) wurde gleichzeitig eine abschließende Durchforstung mit Entnahme von überwiegend unterständigen Fichten durchgeführt (Vorbereitungshieb).
Danach wurden im Abstand von ca. 6 Jahren auf ca. 40 % der Fläche aktiv die Schattbaumarten Buche und Tanne gepflanzt. Dies geschah in Form von Gruppen von mindestens 500 m² Größe. Die Tannengruppen sind dabei überwiegend im Westen der Altbestände angesiedelt. Sie mussten zunächst gegen Wildverbiss gezäunt werden. Alle 3-6 Jahre wird nun von den Pflanzungen ausgehend und am Ostrand durch Entnahme von hiebsreifen und hinderlichen Fichten „nachgelichtet“, An den Rändern und im helleren Ostteil stellt sich bereits reiche Naturverjüngung aus Fichte, Tanne und Douglasie ein. Durch Nutzung der Feinerschließung, Schlagordnung sowie Holzrücken bei geeigneter Witterung halten sich Fällungsschäden gering.
Besonderheit
Douglasiennaturverjüngung und Bodendenkmal.
Zukünftige Maßnahmen
Nachlichten in kurzen Zeitabständen (ca. 3 Jahre) insbesondere über der höheren Verjüngung.
Bestand 2 - Buchendurchforstung
Maßnahme
Die 35- bis 40-jährigen Buchenstreifen von mindestens einer Baumlänge stammen aus ehemaligen früheren Unterpflanzungen (Vorbauten) des damaligen Fichtenbestandes. Ziel war es, die Ränder des zukünftigen neuen Waldes durch Laubholz zu stabilisieren und sich damit „waldbauliche Freiheiten“ zu schaffen. Inzwischen sind die restlichen Fichtenwälder verschwunden und die Buchenpflanzungen eigene Waldbestände geworden. Durch die Pflanzung im Bestandesschatten brauchte die damalige Pflanzung nicht freigemäht werden. Die Schattenerziehung des alten Fichtenbestandes hat geradewüchsig Stämme wachsen lassen.
Nach der Abräumung des Altbestandes wurden die Flächen alle 5 Jahre durch Entnahme der wenigen schlecht geformten Bäume gepflegt (negative Auslese). Ab einer Höhe von ca. 10 m wurden gezielt gutgeformte Bäume im Abstand von etwa 10 m durch Entnahme von 1-2 Nachbarbäumen gefördert. Auch dies geschah ca. alle 5 Jahre. Die Entnahme von Nachbarbäumen begünstigt die Entwicklung der Krone des verbleibenden Baumes (Kronenausbau). Durch das Wachstum der Kronen hat sich der Bestand immer wieder geschlossen. Durch den wiederkehrenden Kronenschluss tritt die sogenannte Astreinigung ein – also das Abwerfen der Äste am Stamm. Mittlerweile beträgt die astfreie Schaftlänge 10 m. Die Stämme lassen sich so später einmal gut verwerten. Durch eine starke Durchforstung mit Unterbrechung des Kronendaches wird jetzt das Dickenwachstum der Auslesebäume gefördert (Lichtwuchsdurchforstung). Der wüchsige Bestand zeichnet sich durch Geradschaftigkeit und Astfreiheit aus, die wertvolles Starkholz erwarten lassen.
Zukünftige Maßnahmen
Fortführen der Lichtwuchsdurchforstung durch dauerhafte Baumkronenfreistellung der Auslesebäume.
Bestand 3 - Wiederaufforstung mit seltenen Baumarten
Maßnahme
Ein verwilderter Fichtenrestbestand wurde gefällt und verwertet. Die gut wasser- und nährstoffversorgte Fläche wurde mit Flatterulmen, Stieleichen und Winterlinden aufgeforstet. Dazu musste zuerst die Pflanzfläche von einem hier typischen über mannshohen dichten Brombeerteppich befreit werden. Die Flatterulme wurde im Halbschatten des Südteils ausgebracht, die Stieleiche im schattenfreien Teil. Dabei wurde jede fünfte Eiche/Ulme durch eine Winterlinde ersetzt.
Zum einen dienen die Linden durch ihr leicht abbaubares Laub der Bodenpflege, zum anderen bilden sich weniger Äste am Stamm der Eichen durch die Schattenwirkung der Linden. Da empfindliche Kleinpflanzen ausgebracht wurden, war eine vorübergehende Einzäunung gegen Wildverbiss zur Investitionssicherung unumgänglich. Die Flatterulme ist als seltene Baumart eine Alternative zu der stark vom Triebsterben befallenen Esche.
Zukünftige Maßnahmen
Aufgrund des hohen Anwuchserfolges war keine Nachpflanzung erforderlich. Die Kultur muss aber noch einige Jahre wegen der Begleitvegetation, v.a. der konkurrenzstarken Brombeere, ausgemäht werden. Dies geschieht nicht flächig, sondern nur um die zu sichernden Pflanzen herum. Angebracht sind auch regelmäßige Zaunkontrollen. Weitere Pflegemaßnahmen im Bestand erfolgen erst, nachdem sich dieser geschlossen hat (ab ca. 4 m Höhe).
Bestand 4 - Bergahornstarkholzerzeugung
Maßnahme
Ein durch Befall mit der Kleinen Fichtenblattwespe stark geschädigter Fichtenbestand wurde eingeschlagen. An dessen Stelle erfolgte eine kleinflächige Anpflanzung mit Bergahorn und zusätzlich mit einzelnen Winterlinden zur Stamm- und Bodenpflege (zur Erklärung siehe Bestand 3). Der geschlossen Jungbestand wurde klassisch durch Entnahme von schlechtgeformten Bäumen gepflegt (negative Auslese), aber nur so weit, dass der Dichtstand des Bestandes erhalten blieb. Dadurch entwickelte sich eine gewünschte natürliche Astreinigung (zur Erklärung siehe Bestand 2).
Ab einer Bestandeshöhe von 10-12 m erfolgten Durchforstungen, bei denen im Abstand von 10-12 m gut geformte Bäume durch Aushieb von 1-2 Konkurrenzbäumen gefördert wurden (positive Auslese, 3 Durchgänge). Da sich der Wald immer wieder schließen konnte, setzte sich die natürliche Astreinigung weiter fort. Die Auslesebäume haben mittlerweile astfreie Stammlängen von über 10 m. Die Stämme liefern so später einmal wertvolles Holz. Da die gewünschte astfreie Stammlänge erreicht ist, werden die Ahorne von sämtlichen Konkurrenten befreit, damit die Kronen rundum frei sind. Dadurch soll verhindert werden, dass sich holzschädigende und entwertende Totäste bilden. Die Ahorne reagieren mit starkem Dickenwachstum auf diese sogenannte „Lichtwuchsdurchforstung“ und haben bereits Brusthöhendurchmesser von über 40 cm erreicht.
Zukünftige Maßnahmen
Erhalt der freien Baumkronen durch Fällen der Konkurrenten mit Kronenberührung. Dazu wird der Bestand im Abstand von höchstens 5 Jahren durchgemustert.
Bestand 5 - Eichendurchforstung
Maßnahme
Die durch Blattwespen, Windwurf und Borkenkäfer vorgeschädigten Fichtenbestände wurden eingeschlagen und flächig mit Stieleichen, Winterlinden und Hainbuchen aufgeforstet. Wie damals hier üblich, erfolgte die Aufforstung mit Großpflanzen (über 120 cm Höhe) rationell in Lochpflanzung weitständig im Verband 2 m x 1,20 m. Die Linde/Hainbuche wurde dabei zwischen die Eichenreihen gesetzt (ca. 4 m x 2 m). Dieser Nebenbestand dient der Stamm- und Bodenpflege. Das heißt, er verhindert u.a. das Auftreten von holzentwertenden Wasserreisern an den dafür im Alter gefährdeten Eichenstämmen und verbessert die Humusbildung durch leicht zersetzbares Laub.
Durch die Pflanzengröße konnte auf kostenintensive Zäunungen gegen Wildverbiss sowie auf Ausmäharbeiten verzichtet werden. Um die natürliche Astreinigung in dem für Eichen weitständig begründeten Bestand nicht zu gefährden, erfolgte die Jugendpflege in der geschlossenen Dickung (ca. 4 m-12 m Höhe) äußerst sparsam. Bereits früh wurde darauf geachtet, dass sich im Abstand von 7 m-10 m gut geformte Bäumchen entwickeln konnten. Wo nötig, wurden hier im Umfeld einzelne Konkurrenzbäume entnommen (meist grobwüchsige weitausladende sogenannte Prozent). Bei dem überwiegend jüngeren Teil der Fläche haben die Eichen der Oberschicht eine Höhe von 12 m und Brusthöhendurchmesser von 14 cm erreicht. Die Fläche wurde durch die Anlage von Rückegassen im Abstand von ca. 35 m gegliedert (4 m Breite). Gleichzeitig erfolgte die Auswahl von Auslesebäumen im Abstand von 12 m, und die Entnahme von 1-2 Bedrängern. Durch gezielte Astung dieser Bäume auf 6 m Höhe wurde die natürliche Astreinigung unterstützt. Dadurch kann schneller wertvolles Starkholz erzeugt werden.
Besonderheit
In Bereichen mit gut entwickelten Birken und im Vergleich dazu schlecht entwickelten Eichen werden ausgewählte Birken anstelle der Eichen gefördert.
Zukünftige Maßnahmen
Weitere Freistellung der Baumkronen der Auslesebäume durch Entnahme von bedrängenden Bäumen. Dadurch soll der Kronenausbau der grünen Krone und das Dickenwachstum gefördert werden. Dazu wird der Bestand ca. alle 5 Jahre durchmustert.
Lageplan
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Musterbestände zum Waldumbau