Musterbestände zum Waldumbau
Musterbestand Landkreis Freising

Mit Ausnahme des Isarauwaldes sind die Wälder im Landkreis Freising dominiert von der Fichte. Zunehmende Trockenperioden und die daraus resultierenden Kalamitäten bringen diese Baumart zunehmend in Bedrängnis.

Als Baumart der gemäßigten Breiten würde die Fichte in Bayern natürlicherweise, mit wenigen Ausnahmen, lediglich in den Mittelgebirgen und in den Alpen vorkommen. Ihren „Wohlfühlbereich“ hat sie dort, wo es ganzjährig viel regnet, also eine gute dauerhafte Wasserversorgung gewährleistet ist. Mit längeren Trockenphasen kommt sie als flachwurzelnde Baumart nur schlecht zurecht.

Hier kommt der Borkenkäfer ins Spiel: Eine ausreichend wasserversorgte, gesunde Fichte kann sich durch Harzfluss gegen die ungebetenen Eindringlinge wehren. Ist die Wasserversorgung nicht ausreichend, kann der Baum seinen natürlichen Abwehrmechanismus nicht mehr leisten und fällt dem Borkenkäfer zum Opfer. Der Klimawandel beschert uns zunehmend solche Trockenphasen, was zu einer immer höheren Anfälligkeit gegenüber dem Borkenkäfer führt. Damit der Wald auch in Zukunft all seine Funktionen erfüllen kann, ist es notwendig, Fichtenreinbestände aufgrund der beschriebenen Problematik zu stabilen Mischwäldern umzubauen.

Hierfür ist eine Beimischung mit standortsangepassten, trockenverträglicheren Baumarten notwendig. Erfahrungen mit klimaangepassteren Baumarten sind bei vielen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer oft nur wenig vorhanden. Der beschriebene Bestand soll somit die Etablierung und das Wachstum verschiedener standortsangepasster, heimischer Baumarten aufzeigen und als mögliche Hilfestellung für waldbauliche Entscheidungen dienen. Dabei liegt der Bestand entlang eines Rundwegs und die verschiedenen, in Gruppen gepflanzten Baumarten sind bei einem ca. 20-minütigem Spaziergang entlang des Weges gut ersichtlich.

Musterbestand Landkreis Freising

Ausgangslage

Der Gemeindewald Kranzberg ist ca. 4 ha groß und wird von der Bayerischen Forstverwaltung betreut. Anfallende Pflegearbeiten werden meist von gemeindlichen Bauhofmitarbeitern durchgeführt. Die Standortkartierung zeigt, dass es sich zum größten Teil um gut wasserversorgte Lehme handelt, auf denen eine Vielzahl von Baumarten gut wachsen können. Nordteil: Im Altbestand dominiert die Fichte, was in der Vergangenheit immer wieder zu Sturmwurf und Borkenkäferbefall geführt hat. In der Verjüngung sorgt die Entmischung durch Rehwild dafür, dass von den vielen natürlich auflaufenden Baumarten meist nur die Fichte dem Äser entwächst. Der südliche Teil des Waldes ist als FFH-Gebiet „Giesenbacher Quellmoor“ ausgewiesen. Hier stocken alte Roterlen und Eschen.

Motivation und Zielsetzung des Waldbesitzers

Ziel der Gemeinde als Waldbesitzer ist es, dass der Gemeindewald dauerhaft und nachhaltig all seine Funktionen erfüllen kann (Nutz-, Schutz-, Erholungsfunktion). Dabei soll eine dauerwaldartige Struktur geschaffen werden, die eine größtmögliche Stabilität sowie Biotop- und Artenvielfalt aufweist. Ein weiteres Ziel war, einen „pflegeleichten“ Wald zur etablieren, also möglichst wenig Aufwand für die Bestandsbegründung und für Pflegearbeiten zu generieren. Auch die Versorgung der Gemeinde mit dem natürlichen Rohstoff Holz für einzelne gemeindliche Bauvorhaben ist erwünscht (Regionales Holz der kurzen Wege).

Maßnahmen und der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild

Um die Waldfunktionen dauerhaft sicherzustellen, ist der Wald aus genannten Gründen weiter zu einem stabilen Mischwald hin umzubauen. Als grundlegende Maßnahme wurde der Bestand (mit Ausnahme des Quellmoorbereiches) durch Rückegassen im Abstand von ca. 30 m erschlossen. Dies ermöglicht es, den Wald sachgemäß zu bewirtschaften, Schäden an Boden und Bäumen zu minimieren und Holz effizient aus dem Wald zu bringen.

Der Altbestand wurde regelmäßig durchforstet. Waldbauliche Zielsetzungen der Durchforstungen waren:

  • mehr Stabilität (durch Entlastung der Kronenkonurrenz und dadurch Kronenerhalt und -aufbau; große Krone heißt große Wurzel)
  • Entlastung der Wasserkonkurrenz und damit eine Entlastung des Borkenkäferdrucks und der Trockenschäden durch gezielte Entnahme von Bäumen
Neu entstandene Freiflächen wurden durch Anpflanzung von klimaangepassten Mischbaumarten wieder in Bestockung gebracht. Die Flächen mussten aufgrund des Verbissdrucks von Schalenwild mit einem Zaun bzw. mit mechanischen Maßnahmen geschützt werden. Um einer Verunkrautung vorzubeugen, wurden die Pflanzungen zeitnah in der anschließenden Pflanzsaison durchgeführt und -wo möglich und sinnvoll- wurde ein lockerer Schirm über der Kultur belassen. In kleineren Freistellen wurden 2009 vorbauartig die Schattenbaumarten Weißtanne und Rotbuche in Gruppen gepflanzt. Ab dem Jahr 2016 wurden entlang des Rundwegs in lichteren Stellen weitere Laubbaumarten eingebracht. Dabei handelte es sich um
  • Bergahorn mit Rotbuche
  • Flatterulme mit Rotbuche
  • Schwarzerle
  • Winterlinde
  • Eberesche

Die Pflanzabstände wurden so gewählt, dass eine natürliche Astreinigung stattfindet, um qualitativ hochwertiges Holz zu erzeugen. Alle gepflanzten Baumarten sind für diesen Standort geeignet. Waldnaturschutz spielt hier ebenfalls eine große Rolle, denn ein Wald kann nur dann all seine Funktionen erfüllen und als nachhaltig betrachtet werden, wenn auch die Ökologie des gesamten Waldes und seiner Bewohner Beachtung finden. Biotopbäume (also Bäume die in besonderer Weise als Lebensraum dienen, etwa Höhlenbäume o.ä.) dürfen, ja sollen sogar im Wald bleiben. Ebenso wird ein höherer Totholzanteil angestrebt, allerdings immer mit Blick auf den Waldschutz (Borkenkäfer). Diese Maßnahmen bringen eine höhere Artenvielfalt und mehr Wasserspeicherkapazität für den Wald mit sich. Sämtliche geplanten Fällungen finden außerhalb der Waldvogelbrutzeit in der Saftruhe statt, also von Oktober bis März. Das im Süden angrenzende, ökologisch hochwertige, mit Erlen und Eschen bestockte „Giesenbacher Quellmoor“ ist gänzlich aus der Nutzung genommen. In diesem Bereich wird weder gefahren noch gefällt.

Zukünftige Maßnahmen

Im Altbestand wird weiterhin ein Kronenausbau der Fichten und eine Entlastung der Wasserkonkurrenz auf der Fläche durch regelmäßige Durchforstungen (ca. alle 5 Jahre) forciert. Ebenso werden vereinzelt Fichten entnommen, welche die gewünschte Zielstärke erreicht haben. Die Jungbestände (Laubholz) werden ab einer Höhe von ca. 10 Metern schwach durchforstet. Das Augenmerk richtet sich dabei dann auf die Förderung der vitalsten und fehlerfreisten Bäume mit möglichst großer Krone in einem gewissen Abstand zueinander (Z-Baum-Verfahren).
Auf neu entstehenden Freiflächen werden weiterhin konsequent Mischbaumarten eingebracht, um in der nächsten Baumgeneration den Mischungsanteil weiter zu erhöhen. Denn, je höher die Baumartenvielfalt, desto gesünder und stabiler ist ein Wald. Voraussichtlich im 2. Halbjahr 2023 werden Weißtannen und/oder Rotbuchen unter den nordöstlichen Fichten-Altbestand als Vorbau eingebracht. Maßnahmen zum Waldnaturschutz werden weiterhin erbracht, da nur ein gesunder und intakter Wald all seine Funktionen dauerhaft erfüllen kann. Der Leitsatz der Waldbewirtschaftung ist und bleibt hier die Nachhaltigkeit.

Lageplan

Der Musterbestand befindet sich südlich von Kranzberg in der Nähe von Gremertshausen. Die Anfahrt von München erfolgt über die Ausfahrt der A9, Allershausen. Anschließend erfolgt die Anfahrt südlich über Kranzberg und Giesenbach. Dort wird die östliche Abzweigung nach Gremertshausen genommen. Der Weg führt dann über die erste Ausfahrt in Gremertshausen nach Norden. Dies ist ein einspuriger Gemeindeverbindungsweg zu einem Aussiedlerhof. Nach etwa 500 Meter befindet sich das Waldstück auf der linken Seite.

Bayern Atlas - Musterbestand Externer Link

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