Rückblick auf Fachtagung 5. Juli 2022 in Ebersberg
Mahlzeit = Bildungszeit
© STMELF/Tobias Hase
Gemeinsames Essen und Trinken in Kita und Schule dient nicht nur der reinen Nahrungsaufnahme, sondern bietet vielfältige Bildungsmöglichkeiten. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich, denn gut gestaltete Mahlzeiten vermitteln Sozial- und Alltagskompetenzen. Wie dies gelingen kann, zeigte die Fachtagung Kita- und Schulverpflegung.
Kinder und Jugendliche lernen Tischsitten und Esskultur kennen. Feinmotorische und koordinatorische Fähigkeiten, sinnliche Wahrnehmungen und soziale sowie sprachliche Fähigkeiten können gefördert werden. Ernährungswissen und viele Aspekte rund um die Nachhaltigkeit können im Rahmen der Mahlzeit weitergegeben werden.
Foto-Impressionen der diesjährigen Fachtagung
Rückblick
Fachtagung 2021
Genießen mit Verantwortung - nachhaltige Kita- und Schulverpflegung
Rainer Roehl
Er machte anhand von fünf Stellschrauben deutlich, wie die praktische Umsetzung der Anforderungen gelingen kann, nämlich durch:
- Rezept- und Speisenplangestaltung: deutlich stärker pflanzenbasiert, weniger Fleisch
- Lebensmittelauswahl und -einkauf: regional, ökologisch, fair
- Ausstattung und Technik: CO2-Reduktion durch Ökostrom
- Strukturen und Prozesse: Lebensmittel- und Speisereste kontinuierlich prüfen und reduzieren
- Interne und externe Kommunikation: Küchen- und Serviceteam entwickeln und weiterbilden
Er stellte aber auch klar, dass das Elternhaus neben Kita und Schule in Sachen nachhaltiger Verpflegung mitgefordert sei.
Um Lebensmittelabfälle zu reduzieren, muss die ganze Schul- und Kitafamilie mitgenommen und aktiv beteiligt werden. Die Messung von Lebensmittelabfällen ist hierbei eine einfache Methode, um Einsparpotenziale zu erkennen. Der Aufwand lohnt sich, birgt eine Messung doch die Möglichkeit, Kosten für Einkauf, Entsorgung, sowie für unnötig erbrachte Arbeitsleistungen einzusparen. Aus der Praxis berichtete hier für den Kitabereich Kerstin Schumacher, Nachhaltigkeitsbeauftragte des AWO-Kinderhauses München. Sie konnte die Ergebnisse der Studien bestätigen. Am wichtigsten, um die Lebensmittelreste zu reduzieren, sei die Kommunikation und Rückmeldung zu den Portionsgrößen und Vorlieben der Kinder.
Den Kindern werden auch Wahlmöglichkeiten angeboten. Bereits die Kleinsten dürfen am Buffet unterschiedliche Einzel-Komponenten in kleinen Mengen selbst auswählen und bekommen gegebenenfalls Nachschlag. Eintöpfe und Aufläufe verursachen erfahrungsgemäß große Tellerreste und werden eher selten angeboten. Ein grob vorgegebener 4-Wochen-Speiseplan wird flexibel angepasst an die Vorlieben der Kinder und auch hinsichtlich saisonaler Lebensmittel. Durch Einbindung der Kinder wird so die Wertschätzung für Lebensmittel erhöht. Auch das Thema "pädagogischer Happen" spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Speisenanbieter Martin Albrecht schafft es bei ca. 5000 Essen täglich nahe an den Kundenwünschen zu sein und somit Lebensmittelreste zu vermeiden. Sein 6-Wochen-Speiseplan wird immer wieder auf Akzeptanz überprüft. Ein Feedbacksystem ermöglicht direkte Rückmeldung an den Caterer. Neue Gerichte werden erst in den Speiseplan mit aufgenommen, wenn sie als Testgerichte in einzelnen Einrichtungen ausprobiert und gut angenommen wurden. Auch er bestätigt, dass eher einfache Gerichte mit Einzelkomponenten bessere Akzeptanz erzielen und somit weniger Tellerreste entstehen. Gerade bei fleischlosen Gerichten ist die Akzeptanz im Schulbereich niedriger. Hier gibt es aus seiner Erfahrung häufig unterschiedliche Vorlieben von Schul- und Kitakindern.
Dieser Kochwagen kann auch von Schulen ausgeliehen werden, um praktisch im Unterricht kochen zu können, ohne eine eigene Schulküche vor Ort zu haben. Auf der Basis von Hülsenfrüchten wurden attraktive Brownies, Wraps, Burger und Gemüsecurry mit Reis vorgeführt. Diskutiert wurden die Umsetzbarkeit und Akzeptanz von Gerichten mit Hülsenfrüchten (Tipp: Gewürze großzügig einsetzen!) bei Kindern und Jugendlichen.
Pädagogin Christiane Klimsa vom Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München zeigte auf, wie die Einführung neuer Speisen pädagogisch begleitet werden kann. Beispielsweise können Projekte, bei denen Gemüse und Hülsenfrüchte selbst im Schulgarten angepflanzt oder im Klassenzimmer gemeinsam gekocht werden, die Einführung neuer Gerichte und damit die Wertschätzung für Lebensmittel erhöhen.